Der Grund zur Besorgnis…

keine Frage des Verstandes?

Vorsorge, Besorgnis und nach Möglichkeit nachhaltige Besorgnis haben nicht nur bei der Umweltgesetzgebung  eine zentrale – alles bestimmende – Funktion eingenommen.  Eine Folge davon ist die Flut von Gesetzen, Vorschriften und Moralen, die nur ein Ziel zu haben scheinen, zu sichern, dass der “Pädagoge Staat” seine Schüler (Bürger) niemals in ihre  Mündigkeit entlassen kann. Unmündigkeit schafft Arbeit.

Sicher hat die EU-Kommission Leitlinien  zur verstandesgemäßen Anwendung des Vorsorgeprinzips entworfen; jedoch finden sie in der gewissenhaften Praxis des Gewässerschutzes keine Beachtung.

Liegt es an der Faulheit und Feigheit des menschlichens Gehirnes sich seines verständig zu bedienen?

Hinsichtlich der Faulheit kannte Friedrich Nietzsche die Zusammenhänge:

“Seinem Gewissen zu folgen ist bequemer als seinem Verstand: denn es hat bei jedem Misserfolg eine Entschuldigung und Aufheiterung in sich, – darum gibt es < > so viele Gewissenhafte gegen so wenig Verständige.“

Nietzsche [Menschliches, Allzumenschliches, Anhang: Vermischte Meinungen und Sprüche (1879); Bd. 2, 1. Abtg. (1886)]

Und was lernen wir daraus?

Die Aufklärung von Kant ist in der Neuzeit nicht angekommen.

Welchen Zweck also hat die Bildung, wenn sogar im Umweltrecht geregelt ist, dass der Verstand sich vor dem Gewissen zu verbeugen hat?

Man erkennt die Ausgrenzung des Verstandes an der exponentielen Zunahme des Substantives “Besorgnis” in den Gestzestexten.

Auch für diese Entwicklung wußte der scharfsinnige Nietzsche eine Antwort:

„Der Glaube an Autoritäten ist die Quelle des Gewissens: Es ist nicht die Stimme Gottes in der Brust des Menschen, sondern die Stimme einiger Menschen im Menschen.“

Nietzsche [Menschliches, Allzumenschliches, zweiter Nachtrag: Der Wanderer und sein Schatten(1880); Bd. 2, 2. Abtg. (1886)]

Und die Verzauberung der Stimme einiger Menschen in Silber, Gold und Diamanten über den kleinen Umweg des besorgten Gewissens unter nachhaltiger Vermeidung des Verstandes, ist dann nur noch ein Katzensprung.

Und so verwandelt sich die Besorgnisse schließlich in Silber, und wer noch einen halbwissenden Grund zu seiner Besorgniss vorweisen kann, der darf auf Gold von mancher Wirtschaft hoffen.

Ist das nicht Zauberei?

Man könnte den “Grund zur Besorgnis” in den meisten Fällen auch in “Phantasie der Angst” umbenennen und dann leichter zu verstehen, auf welcher Grundlage das Vorsorgeprinzip beruht.

Nicolás Gómez Dávila brachte es auf den Punkt:

“Um die Patienten heilen zu können, den sie im 19. Jahrhundert verwundete, mußte ihn die Industriegesellschaft im 20. Jahrhundert verblöden.
Der Preis für industriellen Wohlstand ist die geistige Misere.

“Der Techniker erlangt nur selten das Bewußtsein seines Elends. Der Wissenschaftler ist sich des seinen zwar gewöhnlich bewußt, doch er kuriert es mit der Philosophie aus, die er im Ramschladen an der Ecke billig erstanden hat.”

Nicolás Gómez Dávila
„Auf verlorenem Posten“
(* 18. Mai 1913 in Bogotá; † 17. Mai 1994)”

Tags: , , , , , , , , , , , , , , , ,

Hinterlasse eine Antwort