Verschmutzt der Umweltschutz sein Nest?

Gabriel fordert Großanlagen für Biosprit – so war es kürzlich zu lesen (PR-Inside.com, Pressemitteilung – Wien, Austria). Nun ist es so, dass die nachwachsenden Rohstoffe Abprodukte verursachen, die am Ende wieder in der Natur landen. Wäre dies dann eine Umweltschutznestverschmutzung?

Ich könnte mir vorstellen, dass insbesondere Methangasanlagen und Großanlagen für Biosprit eine beachtliche Nitratbelastung für das Grundwasser darstellen, so dass die Landwirtschaft als bislang wesentlicher Verursacher des Nitratgehaltes im Grundwasser nicht mehr allein im Regen steht.

Was also machen wir mit dem Stickstoff, der bei der Methan- und Biospritherstellung abfällt?

  1. Lassen wir die Natur Nitrat umwandeln und schimpfen dann auf die Bauern wegen einer staatlich geförderten Grundwasserverschmutzung, die sie selber nicht verursachten oder
  2. ignorieren wir Ursache und Folgen durch Öko-Nihilstische Methoden? (Vergleiche: Gärtner, Edgar L., Öko-Nihilismus, Eine Kritik der Politischen Ökologie, TvR Medienverlag Jena, 2007).

Jede Biomasse besteht u.a. aus Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor.

Der Kohlenstoff der Biomasse wird zu Äthylalkohol (Biospritanlagen) oder Methan (Methanfaulung) fermentiert.
Übrig bleibt Stickstoff sowie Phosphor und das in bedeutenden Mengen!

Mais z.B. ist ein wichtiges Substrat bei der Biogasgewinnung. Schon bei der Maisproduktion wird 110 kg Stickstoff je Hektar bis 170 kg N/ha Maisanbau benötigt. Davon wandert ein Teil – wenn es die Kuh nicht in ihren Stoffwechsel einbaut – in das Grundwasser. Wo soll es sonst hin?

(Gaben bis max. 30 m3 Schweine- und 40 m3 Rindergülle je ha sind möglich. )

Ein weiterer Teil des gedüngten Stickstoffes landet im Rohprotein des Maises und der dürfte im Wesentlichen dann auf dem Feld oder im Grundwasser landen.

Nun kann man auch überlegen, wie die Stickstoff-Bilanzen bei den 2 Möglichkeiten ausschauen.

Welcher Unterschied besteht nun darin, wenn eine Kuh den Mais frisst, deren Gülle dann in die Biogasanlage wandert oder wenn der Mais gleich in der Biogasanlage vergoren wird?

Wo wird wohl mehr Stickstoff zu messen sein?

  • Am Hintern der Kuh?
  • Im Ablauf einer maisgefütterten Kuh-Gülle-Biogasanlage oder
  • in einer maisgefütterten Biogasanlage?

Ich hätte mich mit der Thematik nicht befasst, wenn nicht einige Wasserbehörden zum Nachdenken anregen:

Auf der einen Seite verbieten z.B. manche Behörden die Einleitung von gereinigtem Abwasser aus einer handvoll Kleinkläranlagen in unbedeutende trockenfallende Gräben oder haben anderweitige Besorgnis einer Grundwasserverschmutzung und auf der anderen Seite wird das zig-fache der Belastung auf genauso „trockenfallende“ Äcker in das Grundwasser versickert.

Hier beißt sich die Katze in den Schwanz, aber wenn zwei das Selbe tun ist es noch lange nicht das Gleiche!

Eine salomonische Empfehlung?

Man lasse den Biogasbauern ihre Biogasanlagen und den Kleinkläranlagenbesitzern ihre Abwasserversickerung und ansonsten die Kirche im Dorf.

Die Welt geht auch dann in der Regel (nur bezogen auf das Nitrat!) nicht unter und wird auch deshalb nicht schlechter.

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Nachtrag am 15.2.2008: Man wird munter!

“Der Anbau von Energiepflanzen und die Produktion von Biogas erleben seit wenigen Jahren einen Boom. Welche Auswirkungen dies auf den Gewässerschutz hat, wurde bisher kaum untersucht. Eine vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) veröffentlichte Studie beleuchtet jetzt diese Aspekte.”

Energiepflanzen und Gewässerschutz
Dr. Michael Welling, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

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3 Antworten zu “Verschmutzt der Umweltschutz sein Nest?”

  1. Uwe Halbach sagt:

    Wie Umweltpolitik das Klima aufheizt
    WELT ONLINE – Germany
    Hans-Werner Sinn rechnet mit dem deutschen Klimaschutz ab
    http://www.welt.de/wams_print/article2627888/Wie-Umweltpolitik-das-Klima-aufheizt.html

  2. Dr.-Ing. Wolfram Babinecz sagt:

    Sehr geehrter Herr Halbach,

    ich möchte Sie fragen,
    wie unabhängig ist eigentlich Ihr Institut?

    Es wäre sehr schön, wenn Sie mir darauf eine ehrliche Antwort zukommen lassen könnten.

    Mit freundlichen Grüßen

    Wolfram Babinecz

  3. Uwe Halbach sagt:

    Sehr geehrter Herr Dr. Babinecz,
    vielen Dank für Ihren Kommentar, bzw. für Ihre Anfrage. Zu Ihrer Frage:
    Eine 100 % – ige Unabhängigkeit gibt es natürlich nicht – in Ausnahmefällen als Eremit auf einem Ber-ge vielleicht. Unabhängigkeit ist eine Gratwanderung, denn wer immer nur die Wahrheit sucht und sagt, hat bald keine Nachbarn mehr.
    Was wir unter dem Titel „Unabhängige Sachverständige…“ verstehen, ist auch unserer Homepage zu entnehmen:
    Unabhängig durch den freiwilligen Verzicht der Leistungen:
    · weitergehende Planung
    · (außer Grundlagenermittlung, Vorplanung,
    Projektsteuerung oder Kanalsanierungsplanung)
    · Lieferung
    · Finanzierung
    · Betreibung

    Siehe hierzu http://www.institut-halbach.de/index.php?did=6&go=institut

    Abhängig sind wir von unseren zumeist kommunalen Auftraggebern. Von diesen werden wir bezahlt, damit wir deren fachliche Interessen und Ziele gegen die Interessen Dritter verteidigen.

    Bei diesem – zugegebener Maße mitunter leidenschaftlichen – Einsatz entstehen natürlich Reibungs-punkte mit Industriezweigen, Lobbyisten und anderen Interessensvertretern.

    Mit freundlichen Grüßen

    Uwe Halbach

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