Archiv für die Kategorie ‘Lichtenberg’

Vernunft und vernünftig

Dienstag, 14. Juni 2011

Ich glaube, es ist ein großer Unterschied zwischen Vernunft lehren und vernünftig sein. Es kann Leute geben, die nichts weniger als eigentlich gesunden Verstand besitzen und doch vortrefflich über die Regeln nachdenken, die er befolgen muß; so wie ein Physiologe den Bau des Körpers kennen und selbst sehr ungesund sein kann. Die großen Analysten des menschlichen Kopfs waren nicht immer die Praktisch-Vernünftigen. Ich rede hier nicht von Moral, sondern von Logik.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Ein Selbstverliebter

Dienstag, 14. Juni 2011

Wer in sich selbst verliebt ist, hat wenigstens bei seiner Liebe den Vorteil, daß er nicht viel Nebenbuhler erhalten wird.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

…dass man könnte wenn man wollte…

Dienstag, 14. Juni 2011

Die sichere Überzeugung, daß man könnte, wenn man wollte, ist Ursache an manches guten Kopfes Untätigkeit, und das nicht ohne Grund.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Die gefährlichsten Unwahrheiten

Dienstag, 14. Juni 2011

Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Lesen und sehen…

Dienstag, 14. Juni 2011

Vieles Lesen macht stolz und pedantisch; viel sehen macht weise, verträglich und nützlich. Der Leser baut eine einzige Idee sehr aus; der andere (der Weltseher) nimmt von allen Stände etwas an, modelliert sich nach allen, sieht, wie wenig man sie in der Welt um den abstrakten Gelehrten bekümmert, und wird ein Weltbürger.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Vorzüge der Dummköpfe

Dienstag, 14. Juni 2011

Der Umgang mit vernünftigen Leuten ist deswegen jedermann so sehr anzuraten, weil ein Dummkopf auf diese Art durch Nachahmen klug handeln lernen kann, denn die größten Dummköpfe können nachahmen, selbst die Affen, Pudelhunde und Elefanten können es.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Vordenker

Dienstag, 14. Juni 2011

Die vernünftigen Freigeister sind leichte fliegende Korps, immer voraus und die die Gegenden rekognoszieren, wohin das gravitätische geschlossene Korps der Orthodoxen am Ende doch auch kommt.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Das höchste Recht als höchstes Unrecht

Dienstag, 14. Juni 2011

So wie das höchste Recht das höchste Unrecht ist, so ist auch umgekehrt nicht selten das höchste Unrecht das höchste Recht.
Wo damals die Grenzen der Wissenschaft waren, da ist jetzt die Mitte.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Glauben oder das Gegenteil nicht glauben?

Dienstag, 14. Juni 2011

Es ist ein großer Unterschied zwischen etwas glauben und das Gegenteil nicht glauben können. Ich kann sehr oft etwas glauben, ohne es beweisen zu können, so wie ich etwas nicht glaube, ohne es widerlegen zu können. Die Seite, die ich nehme, wird nicht durch strikten Beweis, sondern durch das Übergewicht bestimmt.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Nonsens

Dienstag, 14. Juni 2011


Tausend sehn den Nonsense eines Satzes ein, ohne imstand zu sein, noch Fähigkeit zu besitzen, ihn förmlich zu widerlegen

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

verdummt zu vieles Lesen?

Dienstag, 14. Juni 2011

Man empfiehlt Selbstdenken oft nur, um die Irrtümer anderer beim Studieren von Wahrheit zu unterscheiden. Es ist ein Nutzen, aber ist das alles? Wieviel unnötiges Lesen wird uns erspart. Ist denn Lesen Studieren? Es hat jemand mit großem Grunde der Wahrheit behauptet, daß die Buchdruckerei Gelehrsamkeit zwar mehr ausbreitet, aber im Gehalt vermindert hätte. Das viele Lesen ist dem Denken schädlich. Die größten Denker, die mir vorgekommen sind, waren grade unter allen den Gelehrten, die ich habe kennengelernt, die, die am wenigsten gelesen hatten. Ist denn Vergnügen der Sinne gar nichts?

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

Belesenheit als Nachteil

Dienstag, 14. Juni 2011

Warum die Menschen so wenig behalten können, was sie lesen, ist, daß sie so wenig selbst denken. Wo ein Mensch, was andere gesagt haben, gut zu wiederholen weiß, hat er gewöhnlich selbst viel nachgedacht, wenn sein Kopf anders nicht ein’ bloßer Schrittzähler ist, und dergleichen sind manche Köpfe, die des Gedächtnisses wegen Aufsehen machen.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Jura für Spitzbuben

Dienstag, 14. Juni 2011

Die Spitzbuben würden allerdings gefährlicher sein, oder es würde eine neue Art von gefährlichen Spitzbuben geben, wenn man einmal anfangen wollte, die Rechte zu studieren, um zu stehlen, als man sie studiert, um ehrliche Leute zu schützen; es muß unstreitig zur Vollkommenheit der Gesetze beitragen, wenn es Spitzbuben gibt, die sie studieren, um ihnen mit heiler Haut auszuweichen.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Hindernisse der Wahrheit

Dienstag, 14. Juni 2011

Die Wahrheit hat tausend Hindernisse zu überwinden, um unbeschädigt zu Papier zu kommen und von Papier wieder zu Kopf. Die Lügner sind ihre schwächsten Feinde. Der enthusiastische Schriftsteller, der von allen Dingen spricht und alle Dinge ansieht wie andere ehrliche Leute, wenn sie einen Hieb haben, ferner der superfeine erkünstelte Menschenkenner, der in jeder Handlung eines Mannes wie Engel in einer Monade sein ganzes Leben sich abspiegeln sieht und sehen will, der gute, fromme Mann, der überall aus Respekt glaubt, nichts untersucht, was er vor dem 15. Jahr gelernt hat, und sein bißchen Untersuchtes auf ununtersuchtem Grund baut, dieses sind Feinde der Wahrheit.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Zum Superklugen

Dienstag, 14. Juni 2011

Zum Superklugen: Durch das häufige Beobachten nach Regeln in der Absicht, etwas erfinden zu wollen, bekommt die Seele endlich unvermerkt eine verwünschte Leichtigkeit, das Natürliche zu übersehen.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Zuviel Verstand

Donnerstag, 09. Juni 2011

Der Mann hat so viel Verstand, daß er fast zu nichts mehr in der Welt zu gebrauchen war.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

Beißende Gedanken

Donnerstag, 09. Juni 2011

Wenn heutzutage jemand einen beißenden Gedanken anbringen will, so macht er seinen Versuch an einem armen Schriftsteller so wie die Physiologen an Hunden.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Manche Gelehrte

Donnerstag, 09. Juni 2011

Wenn man die meisten Gelehrten ansieht, nichts verrichten sie an sich, als daß sie sich die Nägel und Federn schneiden. Ihre Haare lassen sie sich durch andere in Ordnung legen, ihre Kleidung durch andere machen, ihre Speise durch andere bereiten dafür, daß sie das Wetter in ihrem Kopfe beobachten.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

Deutsch

Donnerstag, 09. Juni 2011

Es gibt heuer eine gewisse Art Leute, meistens junge Dichter, die das Wort Deutsch fast immer mit offenen Naslöchern aussprechen. Ein sicheres Zeichen, daß der Patriotismus bei diesen Leuten sogar auch Nachahmung ist. Wer wird immer mit dem Deutschen so dicke tun? »Ich bin ein deutsches Mädchen«, ist das etwa mehr als ein englisches, russisches oder otaheitisches? Wollt ihr damit sagen, daß die Deutschen auch Geist und Talent besitzen? 0 das leugnet nur ein Unwissender oder ein Tor. Ich stelle mich zum Beweis, wenn er sich zur Behauptung stellt. Er sei Prinz, Duc, Bischof, Lord, Aldermann, Don, oder was er will. Gut, das ist ein Narr oder Unwissender, wer das leugnet, das nehme ich schlechtweg an. Ich bitte euch, Landsleute, laßt diese gänzlich unnütze Prahlerei, die Nation, die uns verlacht und die, die uns beneidet, müssen sich darüber kitzeln, zumal wenn sie innewerden, daß es ihnen gesagt sein soll.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

Gute und schlechte Bücher

Donnerstag, 09. Juni 2011

Wenn wir mehr selbst dächten, so würden wir sehr viel mehr schlechte und sehr viel mehr gute Bücher haben.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

Sprache und Vernunft

Donnerstag, 09. Juni 2011

Je mehr man in einer Sprache durch Vernunft unterscheiden lernt, desto schwerer wird einem das Sprechen derselben. Im Fertigsprechen ist viel Instinktmäßiges, durch Vernunft läßt es sich nicht erreichen. Gewisse Dinge müssen in der Jugend erlernt werden, sagt man; dieses ist von Menschen wahr, die ihre Vernunft zum Nachteil aller übrigen Kräfte kultivieren.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Alles Übel in der Welt

Donnerstag, 09. Juni 2011

Der oft unüberlegten Hochachtung gegen alte Gesetze, alte Gebräuche und alte Religion hat man alles Übel in der Welt zu danken.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

Interpretationsmöglichkeiten

Donnerstag, 09. Juni 2011

Man kann eine Sache wieder so sagen, wie sie schon ist gesagt worden, sie vom Menschenverstand weiter abbringen oder sie ihm nähern; das erste tut der seichte Kopf, das zweite der Enthusiast, das dritte der eigentliche Weltweise.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799


Unvollkommen

Donnerstag, 09. Juni 2011

Ich glaube kaum, daß es möglich sein wird, zu erweisen, daß wir das Werk eines höchsten Wesens und nicht vielmehr zum Zeitvertreib von einem sehr unvollkommenen sind zusammengesetzt worden.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

Glanz der Heringe – Klimaglauben

Donnerstag, 09. Juni 2011

Dieses ist eine Theorie, die meines Erachtens in der Psychologie eben das vorstellt, was eine sehr bekannte in der Physik ist, die das Nordlicht durch den Glanz der Heringe erklärt.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Philosoph

Donnerstag, 09. Juni 2011

Der Philosoph setzt sich oft über die Großen der Erde weg mit einem Gedanken, der Große setzt sich über sie weg und fühlt es.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

Ehrgeiz

Donnerstag, 09. Juni 2011

In den vorigen Zeiten achtete man auf Kometen und Nordscheine, um andere Bedürfnisse zu befriedigen. Aberglauben trieb damals den Beobachter, jetzt tut es Ehrgeiz und Wißbegierde.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Der Deutsche als Nachahmer

Donnerstag, 09. Juni 2011

Der Deutsche ist nie mehr Nachahmer, als wenn er absolut Original sein will, weil es andere Nationen auch sind. Den Original-Schriftstellern anderer Nationen fällt es nie ein, Original sein zu wollen. Der Esprit du Corps zeugt Gedanken, in einer Rezensenteninnung hat mancher Kopf einen Einfall gehabt, den er insuliert nicht gehabt haben würde.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

 

Sein Bestes

Donnerstag, 09. Juni 2011

Es muß untersucht werden, ob es überhaupt möglich, etwas zu tun, ohne sein eignes Bestes immer dabei vor Augen zu haben.

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

Befohlene Lüge – heutiger Konsens?

Donnerstag, 09. Juni 2011

“Ein König läßt befehlen, dass man bei Lebenstrafe einen Stein für einen Demant halten soll.”

Georg Christoph Lichtenberg
1.7.1742 bis 24.2.1799

Bildungspolitik

Sonntag, 27. März 2011

Ein kluges Kind, dass mit einem närrischen erzogen wird, kann närrisch werden.

Der Mensch ist so perfektibel und korruptibel, dass er aus Vernunft ein Narr werden kann.”

Georg Christoph Lichtenberg

1.7.1742 bis 24.2.1799

Die Diskriminierung der Hexen…

Sonntag, 27. März 2011

“Wenn man manche Histörchen genau untersucht, so wird man immer  finden, daß etwas Wahres darunter steckt, und zuweilen etwas ganz anderes, als man gemeiniglich sich vorstellt, so sind z. E. die Hexen, die man ehemals so sehr mit Feuer und Wasser verfolgte, gar die Geschöpfe nicht gewesen, die man sich gemeiniglich vorstellt- auch hat man das Verbrennen derselben ein wenig zu früh eingestellt.

Ich habe an die 150 Loca gesammelt, woraus ich beweisen kann, daß die Hexen der vorigen Welt eigentlich die sogenannten Kaffeeschwestern der jetzigen sind.

Unter dem Namen Kaffeeschwester verstehe ich alle alte Frauenspersonen, die in ihrer Jugend so viel gelernt haben, daß sie die Bibel bis auf einige Nomina propria im alten Testament ziemlich fertig weglesen und alle Zahlen aussprechen können, wenn sie mit Worten geschrieben sind, und die, nächst den biblischen Geschichten, hauptsächlich sich auf die Privatgeschichte aller Familien in ihrem Städtchen gelegt haben und über Schwangerschaften, Ehverlöbnisse; Hochzeittage und Kopfzeuge Register halten, die in jeder Krankheit eines jungen Mädchens den Bastard reifen sehen und den Mann und den Ball erraten, der die Ursache und die Gelegenheit dazu war, die hypothetische Ehen zwischen ledigen Personen und nicht selten reelle Ehescheidungen mit ihrem Geschwätz stiften; kurz, alle unverständigen plappernden, besuchen gehenden alten Weiber, so sehr die Pest und das Verderben der guten Gesellschaft als hingegen die reinliche, verständige Matrone und ehrwürdige Mutter die Zierde derselben ist.

Die Hexen schwammen auf dem Wasser, ist ein bloß figürlicher Ausdruck und soll nur so viel heißen, daß eigentlich Tee und Kaffee ihr Element sei, und ich glaube im Ernst, daß unsere neueren Hexen im Kaffee nicht ersäuft werden können, denn ich habe selbst eine einmal 14 Tassen trinken sehen, da die frischsten westfälischen Viehmägde an vieren sterben…”

Georg Christoph Lichtenberg

1.7.1742 bis 24.2.1799

Herrschende Meinung

Freitag, 11. Februar 2011

Die kleinsten Unteroffiziere sind die stolzesten.

Ich habe sehr oft schon darüber nachgedacht, worin sich eigentlich das große Genie von dem gemeinen Haufen unterscheidet. Hier sind einige Bemerkungen, die ich gemacht habe. Der gewöhnliche Kopf ist immer der herrschenden Meinung und der herrschenden Mode konform; er hält den Zustand, in dem sich alles jetzt befindet, für den einzig möglichen und verhält sich leidend bei allem. Ihm fällt nicht ein, daß alles von der Form der Möbel bis zur feinsten Hypothese hinauf in dem großen Rat der Menschen beschlossen werde, dessen Mitglied er ist. Er trägt dünne Sohlen an seinen Schuhen, wenn ihm gleich die spitzen Steine die Füße wund drücken, er läßt die Schuhschnallen sich durch die Mode bis an die Zehen rücken, wenn ihm gleich der Schuh öfters steckenbleibt. Er denkt nicht daran, daß die Form des Schuhs so gut von ihm abhängt, als von dem Narren, der sie auf elendem Pflaster zuerst dünne trug. Dem großen Genie fällt überall ein: Könnte auch dieses nicht falsch sein? Er gibt seine Stimme nie ohne Überlegung. Ich habe einen Mann von großen Talenten gekannt, dessen ganzes Meinungssystem so wie sein Möbelvorrat sich durch eine besondere Ordnung und Brauchbarkeit unterschied. Er nahm nichts in sein Haus auf, wovon er nicht den Nutzen deutlich sah; etwas anzuschaffen, bloß weil es andere Leute hatten, war ihm unmöglich. Er dachte: So hat man ohne mich beschlossen, daß es sein soll, vielleicht hätte man anders beschlossen, wenn ich mit dabei gewesen wäre. Dank sei es diesen Männern, daß sie zuweilen wenigstens wieder einmal schütteln, wenn es sich setzen will, wozu unsere Welt noch zu jung ist.

Chinesen dürfen wir noch nicht werden. Wären die Nationen ganz voneinander getrennt, so würden vielleicht alle, obgleich auf verschiedenen Stufen der Vollkommenheit, zu dem chinesischen Stillstand gelangt sein.

Georg Christoph Lichtenberg
Aphorismen – Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kurt Batt, Insel-Taschenbuch 165 (1. Auflage 1976)

Vorurteile

Freitag, 11. Februar 2011

Die Vorurteile sind sozureden die Kunsttriebe der Menschen; sie tun dadurch vieles, das ihnen zu schwer werden würde, bis zum Entschluß durchzudenken, ohne alle Mühe.

Georg Christoph Lichtenberg
Aphorismen – Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kurt Batt, Insel-Taschenbuch 165 (1. Auflage 1976)

Glieder ohne eine Absicht

Freitag, 11. Februar 2011

“Da alle Glieder der Tiere eine sehr weisliche Absicht ihres großen Schöpfers zeigen, so fragt sich,
warum die Menschen oft Gewächse, Glieder ohne eine Absicht, bekommen.”

Georg Christoph Lichtenberg
Aphorismen – Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kurt BattInsel-Taschenbuch 165 (1. Auflage 1976)

Da alle Glieder der Tiere eine sehr weisliche Absicht ihres großen Schöpfers zeigen, so fragt sich, warum die Menschen oft Gewächse, Glieder ohne eine Absicht, bekommen.Da alle Glieder der Tiere eine sehr weisliche Absicht ihres großen Schöpfers zeigen, so fragt sich, warum die Menschen oft Gewächse, Glieder ohne eine Absicht, bekommen.Da alle Glieder der Tiere eine sehr weisliche Absicht ihres großen Schöpfers zeigen, so fragt sich, warum die Menschen oft Gewächse, Glieder ohne eine Absicht, bekommen.

Die Philosophie des gemeinen Mannes

Montag, 31. Januar 2011

“Der Mensch vergibt sich nichts, ohne etwas zu erwarten; daher das Sammeln des Lohns im Himmel, Geißelung und dergleichen. Die Philosophie des gemeinen Mannes ist die Mutter der unsrigen; aus seinem Aberglauben konnte unsere Religion werden, so wie unsere Medizin aus seiner Hausmittelkenntnis. Er tat etwas, ohne Belohnung vorauszusehen; er erhielt sie aber auch, ohne sich eines kurz vorhergängigen Verdienstes bewußt zu sein; was war natürlicher als eine Verbindung zwischen jenem Verdienst und dieser Belohnung zu finden? Was konnte für den Religionsstifter wichtiger und was der Gesellschaft nützlicher sein? So wurde der Mensch aus Eigennutz uneigennützig, und was ihm das Glück ohnehin zugeführt hätte, wurde ihm als eine Bezahlung angerechnet, die ihn noch mehr verpflichtete.”

Georg Christoph Lichtenberg
Aphorismen – Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kurt Batt, Insel-Taschenbuch 165 (1. Auflage 1976)

Zurückhaltung im Urteil!

Freitag, 21. Januar 2011

Weiser werden heißt immer mehr und mehr die Fehler kennenlernen, denen dieses Instrument, womit wir empfinden und urteilen, unterworfen sein kann. Vorsichtigkeit im Urteilen ist, was heutzutage allen und jedem zu empfehlen ist. Gewönnen wir alle zehn Jahre nur eine unstreitige Wahrheit von jedem philosophischen Schriftsteller, so wäre unsere Ernte immer reich genug.

Georg Christoph Lichtenberg
Aphorismen – Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kurt Batt, Insel-Taschenbuch 165 (1. Auflage 1976)

Deutsch – nicht für Jedermann

Dienstag, 11. Januar 2011

 

“Es donnert, heult, brüllt, zischt, pfeift, braust, saust, summet, brummet, rumpelt, quäkt, ächzt, singt, rappelt, prasselt, knallt, rasselt, knistert, klappert, knurret, poltert, winselt, wimmert, rauscht, murmelt, kracht, gluckset, röcheln, klingelt, bläset, schnarcht, klatscht, lispeln, keuchen, es kocht, schreien, weinen, schluchzen, krächzen, stottern, lallen, girren, hauchen, klirren, blöken, wiehern, schnarren, scharren, sprudeln. Diese Wörter und noch andere, welche Töne ausdrücken, sind nicht bloße Zeichen, sondern eine Art von Bilderschrift für das Ohr.

Georg Christoph Lichtenberg
Aphorismen – Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kurt Batt, Insel-Taschenbuch 165 (1. Auflage 1976)

Auf die Bäume ihr Affen…

Montag, 03. Januar 2011

Der Pöbel wünscht sich Gold und Chargen und würde sich betrogen finden, wenn er sie hätte. Unter den Großen ist es nun auch Mode geworden, die Quelle und den Strohsack dem Bauern zu beneiden; mancher würde sich auch in diesem Zustand betrogen finden. Der Dichter versteht aber ein Ideal, wird man sagen; wer weiß aber, ob nicht der Bauer sich den Zustand des Großen auch idealisiert.

Georg Christoph Lichtenberg
Aphorismen – Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kurt Batt, Insel-Taschenbuch 165 (1. Auflage 1976)

Lichtenberg über Sarrazingegner

Sonntag, 12. Dezember 2010

“Wir verbrennen zwar keine Hexen mehr, dafür aber jeden Brief, worin eine derbe Wahrheit gesagt wird.”

Georg Christoph Lichtenberg (1.7.1742-24.2.1799)
Aphorismen
insel Taschenbuch 165
1.  Auflage 1976
S. S140

Vier Disputierte…

Sonntag, 12. Dezember 2010

Äußerst scharfsinnig:

Vier Disputierte pissen gegen eine Kutsche,

Die Kutsche geht weg, und sie pissen gegeneinander.

Georg Christoph Lichtenberg (1.7.1742-24.2.1799)
Aphorismen
insel Taschenbuch 1.  Auflage 1976
165, S. S83

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Kommentar:

Mitunter ist es so, dass wenn man ein Problem beseitigt, am Ende man selber zum Problem wird.

U.H.

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P.S.:

Disputierte: Im wissenschaftlichen Streitgespräch Befindliche.)