Ich glaube, es ist ein großer Unterschied zwischen Vernunft lehren und vernünftig sein. Es kann Leute geben, die nichts weniger als eigentlich gesunden Verstand besitzen und doch vortrefflich über die Regeln nachdenken, die er befolgen muß; so wie ein Physiologe den Bau des Körpers kennen und selbst sehr ungesund sein kann. Die großen Analysten des […]
Beiträge der Kategorie Lichtenberg:
Ein Selbstverliebter
Wer in sich selbst verliebt ist, hat wenigstens bei seiner Liebe den Vorteil, daß er nicht viel Nebenbuhler erhalten wird. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
…dass man könnte wenn man wollte…
Die sichere Überzeugung, daß man könnte, wenn man wollte, ist Ursache an manches guten Kopfes Untätigkeit, und das nicht ohne Grund. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Die gefährlichsten Unwahrheiten
Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Lesen und sehen…
Vieles Lesen macht stolz und pedantisch; viel sehen macht weise, verträglich und nützlich. Der Leser baut eine einzige Idee sehr aus; der andere (der Weltseher) nimmt von allen Stände etwas an, modelliert sich nach allen, sieht, wie wenig man sie in der Welt um den abstrakten Gelehrten bekümmert, und wird ein Weltbürger. Georg Christoph Lichtenberg […]
Vorzüge der Dummköpfe
Der Umgang mit vernünftigen Leuten ist deswegen jedermann so sehr anzuraten, weil ein Dummkopf auf diese Art durch Nachahmen klug handeln lernen kann, denn die größten Dummköpfe können nachahmen, selbst die Affen, Pudelhunde und Elefanten können es. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Vordenker
Die vernünftigen Freigeister sind leichte fliegende Korps, immer voraus und die die Gegenden rekognoszieren, wohin das gravitätische geschlossene Korps der Orthodoxen am Ende doch auch kommt. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Das höchste Recht als höchstes Unrecht
So wie das höchste Recht das höchste Unrecht ist, so ist auch umgekehrt nicht selten das höchste Unrecht das höchste Recht. Wo damals die Grenzen der Wissenschaft waren, da ist jetzt die Mitte. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Glauben oder das Gegenteil nicht glauben?
Es ist ein großer Unterschied zwischen etwas glauben und das Gegenteil nicht glauben können. Ich kann sehr oft etwas glauben, ohne es beweisen zu können, so wie ich etwas nicht glaube, ohne es widerlegen zu können. Die Seite, die ich nehme, wird nicht durch strikten Beweis, sondern durch das Übergewicht bestimmt. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 […]
Nonsens
Tausend sehn den Nonsense eines Satzes ein, ohne imstand zu sein, noch Fähigkeit zu besitzen, ihn förmlich zu widerlegen Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
verdummt zu vieles Lesen?
Man empfiehlt Selbstdenken oft nur, um die Irrtümer anderer beim Studieren von Wahrheit zu unterscheiden. Es ist ein Nutzen, aber ist das alles? Wieviel unnötiges Lesen wird uns erspart. Ist denn Lesen Studieren? Es hat jemand mit großem Grunde der Wahrheit behauptet, daß die Buchdruckerei Gelehrsamkeit zwar mehr ausbreitet, aber im Gehalt vermindert hätte. Das […]
Belesenheit als Nachteil
Warum die Menschen so wenig behalten können, was sie lesen, ist, daß sie so wenig selbst denken. Wo ein Mensch, was andere gesagt haben, gut zu wiederholen weiß, hat er gewöhnlich selbst viel nachgedacht, wenn sein Kopf anders nicht ein‘ bloßer Schrittzähler ist, und dergleichen sind manche Köpfe, die des Gedächtnisses wegen Aufsehen machen. Georg […]
Jura für Spitzbuben
Die Spitzbuben würden allerdings gefährlicher sein, oder es würde eine neue Art von gefährlichen Spitzbuben geben, wenn man einmal anfangen wollte, die Rechte zu studieren, um zu stehlen, als man sie studiert, um ehrliche Leute zu schützen; es muß unstreitig zur Vollkommenheit der Gesetze beitragen, wenn es Spitzbuben gibt, die sie studieren, um ihnen mit […]
Hindernisse der Wahrheit
Die Wahrheit hat tausend Hindernisse zu überwinden, um unbeschädigt zu Papier zu kommen und von Papier wieder zu Kopf. Die Lügner sind ihre schwächsten Feinde. Der enthusiastische Schriftsteller, der von allen Dingen spricht und alle Dinge ansieht wie andere ehrliche Leute, wenn sie einen Hieb haben, ferner der superfeine erkünstelte Menschenkenner, der in jeder Handlung […]
Zum Superklugen
Zum Superklugen: Durch das häufige Beobachten nach Regeln in der Absicht, etwas erfinden zu wollen, bekommt die Seele endlich unvermerkt eine verwünschte Leichtigkeit, das Natürliche zu übersehen. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Zuviel Verstand
Der Mann hat so viel Verstand, daß er fast zu nichts mehr in der Welt zu gebrauchen war. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Beißende Gedanken
Wenn heutzutage jemand einen beißenden Gedanken anbringen will, so macht er seinen Versuch an einem armen Schriftsteller so wie die Physiologen an Hunden. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Manche Gelehrte
Wenn man die meisten Gelehrten ansieht, nichts verrichten sie an sich, als daß sie sich die Nägel und Federn schneiden. Ihre Haare lassen sie sich durch andere in Ordnung legen, ihre Kleidung durch andere machen, ihre Speise durch andere bereiten dafür, daß sie das Wetter in ihrem Kopfe beobachten. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Deutsch
Es gibt heuer eine gewisse Art Leute, meistens junge Dichter, die das Wort Deutsch fast immer mit offenen Naslöchern aussprechen. Ein sicheres Zeichen, daß der Patriotismus bei diesen Leuten sogar auch Nachahmung ist. Wer wird immer mit dem Deutschen so dicke tun? »Ich bin ein deutsches Mädchen«, ist das etwa mehr als ein englisches, russisches […]
Gute und schlechte Bücher
Wenn wir mehr selbst dächten, so würden wir sehr viel mehr schlechte und sehr viel mehr gute Bücher haben. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Sprache und Vernunft
Je mehr man in einer Sprache durch Vernunft unterscheiden lernt, desto schwerer wird einem das Sprechen derselben. Im Fertigsprechen ist viel Instinktmäßiges, durch Vernunft läßt es sich nicht erreichen. Gewisse Dinge müssen in der Jugend erlernt werden, sagt man; dieses ist von Menschen wahr, die ihre Vernunft zum Nachteil aller übrigen Kräfte kultivieren. Georg Christoph […]
Alles Übel in der Welt
Der oft unüberlegten Hochachtung gegen alte Gesetze, alte Gebräuche und alte Religion hat man alles Übel in der Welt zu danken. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Interpretationsmöglichkeiten
Man kann eine Sache wieder so sagen, wie sie schon ist gesagt worden, sie vom Menschenverstand weiter abbringen oder sie ihm nähern; das erste tut der seichte Kopf, das zweite der Enthusiast, das dritte der eigentliche Weltweise. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Unvollkommen
Ich glaube kaum, daß es möglich sein wird, zu erweisen, daß wir das Werk eines höchsten Wesens und nicht vielmehr zum Zeitvertreib von einem sehr unvollkommenen sind zusammengesetzt worden. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Glanz der Heringe – Klimaglauben
Dieses ist eine Theorie, die meines Erachtens in der Psychologie eben das vorstellt, was eine sehr bekannte in der Physik ist, die das Nordlicht durch den Glanz der Heringe erklärt. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Philosoph
Der Philosoph setzt sich oft über die Großen der Erde weg mit einem Gedanken, der Große setzt sich über sie weg und fühlt es. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Ehrgeiz
In den vorigen Zeiten achtete man auf Kometen und Nordscheine, um andere Bedürfnisse zu befriedigen. Aberglauben trieb damals den Beobachter, jetzt tut es Ehrgeiz und Wißbegierde. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Der Deutsche als Nachahmer
Der Deutsche ist nie mehr Nachahmer, als wenn er absolut Original sein will, weil es andere Nationen auch sind. Den Original-Schriftstellern anderer Nationen fällt es nie ein, Original sein zu wollen. Der Esprit du Corps zeugt Gedanken, in einer Rezensenteninnung hat mancher Kopf einen Einfall gehabt, den er insuliert nicht gehabt haben würde. Georg Christoph […]
Sein Bestes
Es muß untersucht werden, ob es überhaupt möglich, etwas zu tun, ohne sein eignes Bestes immer dabei vor Augen zu haben. Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Befohlene Lüge – heutiger Konsens?
„Ein König läßt befehlen, dass man bei Lebenstrafe einen Stein für einen Demant halten soll.“ Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Bildungspolitik
„Ein kluges Kind, dass mit einem närrischen erzogen wird, kann närrisch werden. Der Mensch ist so perfektibel und korruptibel, dass er aus Vernunft ein Narr werden kann.“ Georg Christoph Lichtenberg 1.7.1742 bis 24.2.1799
Die Diskriminierung der Hexen…
„Wenn man manche Histörchen genau untersucht, so wird man immer finden, daß etwas Wahres darunter steckt, und zuweilen etwas ganz anderes, als man gemeiniglich sich vorstellt, so sind z. E. die Hexen, die man ehemals so sehr mit Feuer und Wasser verfolgte, gar die Geschöpfe nicht gewesen, die man sich gemeiniglich vorstellt- auch hat man […]
Herrschende Meinung
„Die kleinsten Unteroffiziere sind die stolzesten. Ich habe sehr oft schon darüber nachgedacht, worin sich eigentlich das große Genie von dem gemeinen Haufen unterscheidet. Hier sind einige Bemerkungen, die ich gemacht habe. Der gewöhnliche Kopf ist immer der herrschenden Meinung und der herrschenden Mode konform; er hält den Zustand, in dem sich alles jetzt befindet, […]
Vorurteile
„Die Vorurteile sind sozureden die Kunsttriebe der Menschen; sie tun dadurch vieles, das ihnen zu schwer werden würde, bis zum Entschluß durchzudenken, ohne alle Mühe.„ Georg Christoph Lichtenberg Aphorismen – Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kurt Batt, Insel-Taschenbuch 165 (1. Auflage 1976)
Glieder ohne eine Absicht
„Da alle Glieder der Tiere eine sehr weisliche Absicht ihres großen Schöpfers zeigen, so fragt sich, warum die Menschen oft Gewächse, Glieder ohne eine Absicht, bekommen.“ Georg Christoph Lichtenberg Aphorismen – Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kurt BattInsel-Taschenbuch 165 (1. Auflage 1976) Da alle Glieder der Tiere eine sehr weisliche Absicht ihres großen […]
Die Philosophie des gemeinen Mannes
„Der Mensch vergibt sich nichts, ohne etwas zu erwarten; daher das Sammeln des Lohns im Himmel, Geißelung und dergleichen. Die Philosophie des gemeinen Mannes ist die Mutter der unsrigen; aus seinem Aberglauben konnte unsere Religion werden, so wie unsere Medizin aus seiner Hausmittelkenntnis. Er tat etwas, ohne Belohnung vorauszusehen; er erhielt sie aber auch, ohne […]
Zurückhaltung im Urteil!
„Weiser werden heißt immer mehr und mehr die Fehler kennenlernen, denen dieses Instrument, womit wir empfinden und urteilen, unterworfen sein kann. Vorsichtigkeit im Urteilen ist, was heutzutage allen und jedem zu empfehlen ist. Gewönnen wir alle zehn Jahre nur eine unstreitige Wahrheit von jedem philosophischen Schriftsteller, so wäre unsere Ernte immer reich genug.„ Georg Christoph […]
Deutsch – nicht für Jedermann
„Es donnert, heult, brüllt, zischt, pfeift, braust, saust, summet, brummet, rumpelt, quäkt, ächzt, singt, rappelt, prasselt, knallt, rasselt, knistert, klappert, knurret, poltert, winselt, wimmert, rauscht, murmelt, kracht, gluckset, röcheln, klingelt, bläset, schnarcht, klatscht, lispeln, keuchen, es kocht, schreien, weinen, schluchzen, krächzen, stottern, lallen, girren, hauchen, klirren, blöken, wiehern, schnarren, scharren, sprudeln. Diese Wörter und […]
Auf die Bäume ihr Affen…
„Der Pöbel wünscht sich Gold und Chargen und würde sich betrogen finden, wenn er sie hätte. Unter den Großen ist es nun auch Mode geworden, die Quelle und den Strohsack dem Bauern zu beneiden; mancher würde sich auch in diesem Zustand betrogen finden. Der Dichter versteht aber ein Ideal, wird man sagen; wer weiß aber, […]
Lichtenberg über Sarrazingegner
„Wir verbrennen zwar keine Hexen mehr, dafür aber jeden Brief, worin eine derbe Wahrheit gesagt wird.“ Georg Christoph Lichtenberg (1.7.1742-24.2.1799) Aphorismen insel Taschenbuch 165 1. Auflage 1976 S. S140
Vier Disputierte…
Äußerst scharfsinnig: Vier Disputierte pissen gegen eine Kutsche, Die Kutsche geht weg, und sie pissen gegeneinander. Georg Christoph Lichtenberg (1.7.1742-24.2.1799) Aphorismen insel Taschenbuch 1. Auflage 1976 165, S. S83 *** Kommentar: Mitunter ist es so, dass wenn man ein Problem beseitigt, am Ende man selber zum Problem wird. U.H. *** P.S.: Disputierte: Im wissenschaftlichen Streitgespräch […]