„Denn wer soll über die Menschen herrschen,
wenn nicht die,
die über ihr Gewissen herrschen
und in deren Hand ihre Brote sind.“
(Fjodor Dostojewski: Die Brüder Karamasow)
Dies lässt der russische Literat Fjodor Dostojewski den spanischen Großinquisitor zu Jesus sagen, der noch einmal in Menschengestalt erschienen war, um das eingefahrene Zusammenspiel der Herrschenden und ihrer Profiteure den christlichen Vorstellungen von Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Freiheit gegenüberzustellen.
In diesem Sinne kann immer wieder aufs Neue gefragt werden, wer über das Gewissen der Menschen herrscht. Heute erscheint diese Frage angesichts allerlei Verdrossen- und Unsicherheiten so aktuell wie lange nicht mehr. In den letzten Jahrzehnten ist reichlich „herrschaftsfreier“ Raum entstanden, weil sich alte Wertvorstellungen, die früher durch Tradition, Bildung, Familie oder Kirche vermittelt wurden, im Zuge der großen weltpolitischen Umwälzungen verflüchtigt haben.
Dieses Vakuum haben zum Teil neue Wertegeber besetzt – selbst ernannte Weltverbesserer, die ihr eigenes Raster für Gut und Böse entwickelt haben und ein ganz eigenes Bild von „Schöpfung“ und „Schöpfungsfeinden“ teilen.
Quelle: Die deformierte Gesellschaft
„So konnte mit Zustimmung der Parlamentarier aller Parteien nach und nach ein dichtes und kompliziertes Verwaltungswerk entstehen, das (außer den technisch Versierten in Verwaltung und Wirtschaft) niemandem einen Zugang zur Bewertung seiner Methoden und Auswirkungen eröffnete – bis heute ist das so. Dadurch können die Bürokraten mit ihrem „Herrschaftswissen“ die in der Verfassung garantierte Gewaltenteilung der üblichen Kontrollinstanzen weitgehend problemlos unterlaufen.“
Quelle: Die deformierte Gesellschaft