Die Politik der Angst

Wenn ich mir das übliche und tägliche Schüren von Ängsten veranschauliche, die das Ziel der Machtausübung durch Geschäfte mit der Angst haben, dann fühle ich mich in das Mittelalter versetzt, in dem schöne junge Frauen oder junge Schöne lustvoll von Sadisten, Gläubigen und Fanatikern auf Scheiterhaufen verbrannt wurden. (Zugegeben, es waren auch ältere Damen darunter.)

Und als diese Unschuldigen brannten, fühlte sich das Volk von seinem Zorn und seinen Ängsten befreit und feierte seine verbrecherrischen Propheten wie Helden.

Wären die Menschen klüger, so würden sie heute mehr Angst vor den falschen Propheten haben als vor der Angst, die diese verbreiten. Der Ökologe Prof. Reichholf brachte es auf den Punkt:

„Bevorzugt und privilegiert werden einige wenige, die Kosten und die Nachteile hat die Allgemeinheit zu tragen. Deswegen scheint es nur folgerichtig, zu fordern, daß die Propheten für ihre Prognosen, für die Folgen und Kosten, die sich daraus ergeben, auch geradestehen müßten.

Wer behauptet, daß etwas so kommen wird, und es kommt nicht so, der sollte die Kosten zu tragen haben.

Wie der Geschäftsmann in seinem Unternehmen das auch tun muß. Gegen manche Fehlerwartungen kann er sich vielleicht versichern, aber grundsätzlich muß er das Risiko tragen, mit allen Konsequenzen. Guter Rat ist teuer, weiß der Volksmund. Schlechter Rat noch viel teurer. … Es darf nicht zur Regel werden, daß immer wieder die Allgemeinheit für die Fehleinschätzungen anderer bezahlen muß. Mit Solidarität hat das wenig zu tun.“ (Quelle: Reichholf, J.H. , Die falschen Propheten – Unsere Lust an Katastrophen , Taschenbuch, 2. Auflage 2003, Wagenbach Verlag Berlin)

Die Geschäfte mit der Angst haben durch die Akkumulation sowie Verwaltung der Angst und durch ihren mittelbaren Eingang in das Recht und in die Rechtssprechung schon eine derartige Brisanz erlangt, dass sich kein/e Mutige/r mehr findet, der/die aufklärt und wer auf dem Tiger reitet, kann schlecht absteigen!

Wie das Chaos mal enden wird, ist wahrlich eine philosophische Frage.

Wenn man dem Benediktiner Notker Wolf folgt, dann trägt an des deutschen Hirnes Lähmung die 68-Bewegung Schuld. Ein starkes Taschenbuch von ihm:

Notker Wolf
Worauf warten wir?:
Ketzerische Gedanken zu Deutschland
Rowohlt Verlag GmbH
01.04.2006

Nun kann man denken, was soll ein Mönch uns schon sagen können? Ich meine jedoch – von einem unbeteiligten Standpunkt – wie dem seinem, treten unsere Schwächen in einer Klarheit zu Tage, wie wir diese selber wohl nie erkennen können.

Angstmacher sind nur bedauerliche Mitbürger, die keine Chance hatten, mit ehrlicher Arbeit Geld zu verdienen. Vielleicht waren sie auch zu ungebildet, zu faul, zu bequem oder zu dumm dafür. Jemanden Angst einzujagen ist auch einfacher als Mut einzuflüßen. Man stellt sich einfach in eine dunkle Ecke und schreit „Hu“ und schon ist eine ganze Gemeinde aufgewühlt. So einfach ist das und so etwas macht auch unheimlich Spaß. Wer hat als kleiner Junge nicht Leute erschreckt und sich dabei gefreut?

Wer aber z.B. früh um 3 Uhr aufstehen muss, um Brötchen zu backen oder um seine Kühe zu melken, hat einfach keine Zeit und keine Lust seinen Mitmenschen mit Unfug Angst einzujagen. In dem Moment, in dem er anfängt herumzuspinnen, brennen ihm sein Brötchen an oder die Milch wird sauer.

Angst lässt sich genauso verwalten und akkumulieren, wie es Peter Sloterdijk mit der Akkumulation des Zornes so schön anschaulich in seinem Buch (Zorn und Zeit, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006) darstellte. Ziel der „Angst-Banken“ ist es, die Angst anzuhäufen, zu vermehren und gewinnbringend zu verkaufen.

Man braucht aber kein Philosoph zu sein, um den kommerziellen Nutzen aller Ängste zu erkennen. Es gibt kein menschliches Gefühl, das nicht zugleich vermarktet wird.  Und so trägt wohl alles Menschliche auch den Keim des Unmenschlichen in sich.

Und wie kann man sich vor pauschalen oder abstrakten Ängsten schützen? Ganz einfach:

  1. Gehirn einschalten!
  2. Überlegen, wer verdient Geld mit meiner neuen abstrakten Angst?
  3. Weiter denken.

Und hier nun die zwei Zitate, die Grund für meine Überlegungen waren:

Die Politisierung und das gezielte Schüren von Ängsten mag zwar aus Sicht der herrschenden Eliten Europas dazu dienen, den eigentlich notwendigen, für sie aber zutiefst unangenehmen Debatten über die Beschaffenheit der Europäischen Union aus dem Wege zu gehen und somit zumindest die eigene inhaltliche Zersplitterung und Erosion notdürftig zu verschleiern. Der Haupteffekt der Angstpolitik ist aber die Zementierung der Vorstellung, dass es zum Status quo ohnehin keine Alternative geben könne.“

„In Großbritannien trieb die bewusste Panikmache im Vorfeld der Wahlen besonders schrille Blüten. In einem regelrechten Hetzartikel mit der Überschrift „Anti-gay, climate change deniers: meet Cameron’s new friends“ beschuldigte die linksliberale Tageszeitung The Guardian den Führer der konservativen Torys, David Cameron, ein europaweites Bündnis konservativer Euroskeptiker schmieden zu wollen (http://www.guardian.co.uk/politics/2009/jun/02/david-cameron-alliance-polish-nationalists). Der Artikel führte kurzerhand alle als verwerflich und politisch unkorrekt geltenden Stereotypen zusammen und verwob sie inhaltlich miteinander: Vorurteile gegen Homosexuelle, Rassismus, fundamentaler Katholizismus standen plötzlich in einem direkten politischen Zusammenhang mit dem zentralen ökologischen Kapitalverbrechen unserer Zeit: dem Leugnen der apokalyptischen Bedrohung durch den Klimawandel. Klar, dass man gegen diese braun-reaktionäre, weltzerstörende und unheilige Allianz vorzugehen und daher zur Europawahl zu gehen habe. „

Quelle:
Frank Furedi
And the winner is: Die Politik der Angst

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